Der Betrachter blickt über den Rücken der Zuschauer hinweg, gleichsam wie in einem Guckkasten, auf das Bühnengeschehen, wo sich eine Eifersuchtsszene abspielt. Gezeigt ist der dramatische Höhepunkt: Einer der Akteure, vermutlich der Rivale, liegt bereits tot am Boden, der männliche Täter triumphiert über sein Opfer und bedroht gleichzeitig die entsetzt davonstürzende weibliche Darstellerin. Das Publikum verfolgt das Geschehen gebannt und
scheint ähnlich erregt zu sein. Daumier steigert die Dramatik der Situation durch die dynamische Bewegung der Schauspieler auf der Bühne wie der Zuschauer zur Bühne hin. Unterstützt wird sie außerdem durch die gezielte Lichtführung. Dabei ist die gesamte Farbigkeit fast monochrom.
1864 erschien in der Zeitschrift »Charivari« eine Lithographie Daumiers des gleichen Inhaltes. Dies ist typisch für seine Arbeitsweise: Ein Thema wird in verschiedene Techniken übersetzt. Karikiert werden hier sowohl das Geschehen auf der Bühne als auch die Reaktionen des Publikums. Letzteres faszinierte Daumier in all seinen Schattierungen: Kleinbürger, die ihren Sensationshunger
an Schauerdramen stillen und, berauscht vom leidenschaftlichen
Affekt auf der Bühne, als aufwogende Masse in das fragwürdige Spiel
miteinbezogen wurden. Daumiers Entlarvung der nüchternen Realität in der Welt des Theaters beeinflusste nicht zuletzt Künstler wie Edgar Degas, in dessen Kunstsammlung sich etliche Werke Daumiers befanden.