Blick von der Villa Malta in Rom nach Osten
Johann Christian Reinhart (1761-1847)

Blick von der Villa Malta in Rom nach Osten,

1831
Material / Technik / Bildträger
Tempera auf Leinwand
Maße des Objekts
166,9 x 266,5 cm
Ausgestellt
Nicht ausgestellt
Referat
19. Jahrhundert
Gattung
Malerei
Inventarnummer
WAF 812
Erwerb
1835 durch König Ludwig I. vom Künstler erworben
Bestand
Bayerische Staatsgemäldesammlungen - Neue Pinakothek München
Zitiervorschlag
Johann Christian Reinhart, Blick von der Villa Malta in Rom nach Osten, 1831, Bayerische Staatsgemäldesammlungen - Neue Pinakothek München, URL: https://www.sammlung.pinakothek.de/de/artwork/6kLa2goG8V (Zuletzt aktualisiert am 20.07.2023)
Dem ausgeprägten Willen Ludwigs I. zu enzyklopädisch angelegten künstlerischen Unternehmungen verdankt eine ganze Reihe von außergewöhnlichen malerischen Ensembles in der Neuen Pinakothek ihre Entstehung: sei es Kobells Schlachtenzyklus, seien es Rottmanns Wandbilder der griechischen Landschaften oder Quaglios Ansichten des alten München. Auch die vier Ansichten von Rom, die Johann Christian Reinhart im Auftrag Ludwigs zu malen hatte, gehören in diese Reihe. 1827 erwarb Ludwig I. die Villa Malta in Rom, in der er schon bei früheren Aufenthalten gewohnt hatte. Von der Dachterrasse und aus dem Turm der auf dem Pincio gelegenen Villa genießt man einen weiten Rundblick über die Stadt. 1829 beauftragte der König den Landschaftsmaler Reinhart, vier große Temperagemälde mit der Aussicht auf Rom vom Turmzimmer der Villa aus zu malen. Reinhart, der sein Künstlertum auf der idealisch-heroischen Landschaft mit Staffage gegründet sah, unterzog sich nur widerwillig dieser Aufgabe. Die Vedutenmalerei war, da sie die Erfindungsgabe des Künstlers weniger forderte, gering geschätzt. Noch im selben Jahr war das erste der vier Bilder nahezu vollendet, die drei weiteren folgten mit teilweise längeren Unterbrechungen bis 1835. Grundlage waren vier vor Ort ausgeführte aquarellierte Zeichnungen, die etwa ein Viertel der Größe der Gemälde besaßen (ehemals München, Staatliche Graphische Sammlung, Kriegsverlust). 1836 kamen die vier Bilder nach München. Die ursprünglich geplante Aufstellung in einem eigens dafür konzipierten Raum im Königsbau der Residenz wurde allerdings nicht verwirklicht. Die heutige Hängung in einem kleinen Kabinett der Neuen Pinakothek kommt diesem Gedanken aber nahe. Die vier Gemälde schließen sich zu einer vollständigen Rundsicht über Rom zusammen und geben einen einzigartigen Eindruck vom Aussehen der Stadt in den Jahren um 1830. Der Blick nach Norden (Inv. Nr. WAF 814) zeigt die durch Gärten geprägte unmittelbare Umgebung der Villa. Links erscheint die Villa Medici, rechts, nahe dem Bildrand, die Umfassungsmauer der Villa Ludovisi. Weit in der Ferne werden die Umrisse des Monte Soracte sichtbar. Der Blick nach Osten (Inv. Nr. WAF 812) zeigt als zentrales Motiv den benachbarten Klosterkomplex von S. Isidoro, in dem die im Lukasbund vereinten jungen deutschen Künstler während ihrer ersten Zeit in Rom lebten. Weiter rechts sind die Diokletiansthermen mit der Kirche S. Maria degli Angeli zu erkennen und ganz am rechten Bildrand ein Flügel des Palazzo Barberini. Mit dem Blick nach Süden (Inv. Nr. WAF 811) ist zunächst einmal der südlich vorgelagerte Garten der Villa eingefangen, weiter in der Ferne wird der Quirinalspalast in seiner ganzen Ausdehnung sichtbar, rechts der Kapitolshügel und nahe dem rechten Bildrand S. Andrea delle Fratte und S. Ignazio. Die ungewöhnlichste Aussicht bietet der Blick nach Westen (Inv. Nr. WAF 813), da ein Großteil der Bildfläche von der im Vordergrund sich ausbreitenden vielfältigen Dachlandschaft eingenommen wird. In der Ferne erscheint der Vatikan mit der Peterskirche. Reinhart hat die Aufgabe der Romansichten als »saure Arbeit« empfunden, weil er »Tage lang Dächer, Schornsteine und Fenster« zu malen hatte. Der Zyklus und vor allem der Blick über die Dachlandschaft auf St. Peter gehört aber zu Reinharts eindrucksvollsten Werken, die heute eine größere Frische besitzen als manche seiner heroischen Landschaften, in deren Gestaltung der Künstler größere Freiheiten hatte.