Dieses leider stark nachgedunkelte Gemälde hat wegen seiner radikal neuen Landschaftsauffassung stets Erstaunen erregt. Aufgrund einer fast identischen, mit »Wilhelm Kobell« bezeichneten Landschaftsstudie (Mannheim, Reiss-Museum) wird die Autorschaft überwiegend dem Sohn Ferdinand Kobells zugeschrieben. Von erhöhtem Standpunkt aus geht der Blick über den Main auf eine weite, flache Landschaft, die unter dramatischen Kumuluswolken in wechselvoller Beleuchtung erscheint. Nur sehr klein sind darin einige weit entfernte Bauwerke zu erkennen. Diese ungewöhnliche Motivwahl ist durch den in der Beschriftung benannten Standort »im Kurfürstlichen Schloß in Aschaffenburg« mit bedingt. Der Maler entsprach wohl dem Auftrag, exakt den Fensterblick aus dem Stadtschloss auf den neu entstehenden Landschaftsgarten Schönbusch wiederzugeben. Der Ausblick schließt unmittelbar rechts an den Blick auf die Mainbrücke (Nr. 02) an. Am linken Bildrand beginnen die kleine und die große Schönbuschallee: Erstere führt direkt zum Wirtschaftsgebäude und zum kurfürstlichen Pavillon (später Schloss Schönbusch genannt), Letztere knickt in der Bildmitte genau in die Blickachse und führt am damaligen Oberen Schönbuschsee vorbei. Der Main im Vordergrund ist durch ein Floß und getreidelte Kähne belebt.