Die "Venus und Amor"-Gruppe zählt zu den ersten Höhepunkten von Begas' reifer Schaffenszeit, die mit dem 2. Romaufenthalt 1864 einsetzt. Unter dem Eindruck der lebensvollen Körperauffassung Gianlorenzo Berninis entstanden jetzt vollkommen eigenständige Werke, die den Skulpturenstil der Wilhelminischen Epoche nach 1871 im Wesentlichen prägten. Bei konzentrierter Geschlossenheit der Gesamtkomposition zeichnen sie sich durch eine höchst sensible Auffassung der Körperformen aus, die von naturalistischer Lebensfrische und erotischer Ausstrahlung geprägt sind.
Der frühe Bronzeguss der "Venus und Amor"-Gruppe in seiner schönen alten Patina ist die um die Hälfte reduzierte Fassung eines lebensgroßen Originalgipses, der 1864 in der Berliner Akademie ausgestellt war, heute aber verschollen ist. Die Nationalgalerie Berlin besitzt aus dem Nachlass des Künstlers die 110 cm hohe Marmorfassung.
Das Sujet schildert nach einem Gedicht des Anakreon (40. Ode), wie der Knabe Eros, von einer in einer Rose verborgenen Biene in den Finger gestochen, bei seiner Mutter Venus Trost sucht. Indem Begas hier, entgegen klassizistischer Tradition, das Thema ganz im Sinne psychologischer Beobachtung formuliert, wird das antike Literaturzitat für den zeitgenössischen Beobachter aus eigener Anschauung heraus nachvollziehbar. Als Modell diente seine junge Frau Margarete Philipp, die ihn 1864 nach Rom begleitet hatte.