Die drei Reiter II: Hl. Georg
Hans von Marées (1837-1887)

Die drei Reiter II: Hl. Georg,

um 1885
Material / Technik / Bildträger
Öl und Tempera auf Leinwand
Maße des Objekts
183,3 x 117,2 cm
Ausgestellt
Nicht ausgestellt
Referat
19. Jahrhundert
Gattung
Malerei
Inventarnummer
7856
Erwerb
1891 als Schenkung von Conrad Fiedler erworben
Bestand
Bayerische Staatsgemäldesammlungen - Neue Pinakothek München
Zitiervorschlag
Hans von Marées, Die drei Reiter II: Hl. Georg, um 1885, Bayerische Staatsgemäldesammlungen - Neue Pinakothek München, URL: https://www.sammlung.pinakothek.de/de/artwork/8eGVjaaGWQ (Zuletzt aktualisiert am 19.06.2023)
Bei diesem Triptychon handelt es sich um eines der bedeutendsten Werke der neueren christlichen Malerei, indem das Religiöse ganz aus einer tief verstandenen und empfundenen Natur (Menschen- und Landschaftsnatur) wirkt. Die drei Ritterheiligen verkörpern – für den Künstler sehr bezeichnend – insgesamt eine hohe Gesinnung; in ihrer Art und ihren Rangstufen sind sie jedoch verschieden. Die Gemälde sind gleich groß und doch ist das mittlere nicht nur wegen dieser Stellung das Wichtigste der drei. Die Reiter links und rechts leiten zu ihm hin, und während an den Seiten der Hintergrund ziemlich dicht ist, öffnet sich das mittlere Bild in die Tiefe. Hier ist auch alles zarter als an den Seiten. Höchst sinnvoll hat Marées bereits den Reitern und ihren Pferden einen je verschiedenen Charakter gegeben. Aber auch die Landschaft und die Farbigkeit sind äußerst differenzierend charakterisiert. Links Verschlossenheit und Abgestorbenheit einer Winterlandschaft. In langsamem Gang geht das schwere braune Pferd dahin. Sacht tritt der Bettler hervor und ruhig breitet der heilige Martin seinen Mantel aus. So erfüllt sich hier in aller Stille die Barmherzigkeit, die Marées nicht nur als brüderliche Tat gegenüber dem Nächsten, sondern – die tote Winterlandschaft lässt das erkennen – als Rettung des Lebens verstanden hat. Das Bild rechts ist kämpferisch und farbig. Das Pferd zeigt seine Energie im Aufbäumen, aber auch das scheckige Fell mit der weißen Brust trägt zu dem temperamentvollen Charakter bei. Dazu der Reiter, der im leuchtend metallischen Blau seiner Rüstung als Kämpfer erscheint. Gegenüber dieser heftigen Entladung von Energie rechts und der gesammelten Kraft links stellt sich auf dem mittleren Bild alles in zarten Regungen dar. Das Pferd gehört der edelsten Rasse an; als einziges der drei blickt es wahrhaft, nimmt Anteil an dem, was seinem Herrn widerfährt. Auch die Natur ist lieblicher. Wir sehen den Heiligen am diesseitigen Ufer eines Wasserlaufes, der sich in mehreren Biegungen nach hinten hinzieht, niederkniend und demütig den Kopf neigend vor der Erscheinung, die ihm oben am jenseitigen Ufer offenbar wird. Marées hat hier also drei Arten des Heiligen dargestellt, die zugleich drei Arten menschlichen Daseins sind. Es wäre jedoch falsch, das Göttliche beiseite zu lassen, denn der Künstler hat es ja ganz ausdrücklich zur Erscheinung gebracht. Dabei hat er die Dreiheit insofern gestuft, als das Mittelbild ein Geschehen höherer Art als die Seitenbilder zeigt, die in sich zusätzlich gestuft sein dürften. Der heilige Georg ist für den Künstler geradezu eine Leitfigur gewesen und wird deshalb dem heiligen Martin gegenüber als bedeutender gemeint sein. Auf der höchsten Stufe steht jedoch nicht Wollen, Tun und Kampf, sondern die Offenbarung des Göttlichen.

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