Das monumentale Schaubild ist Pilotys Hauptwerk aus der späten Schaffensphase. Es zeigt eine zentrale Begebenheit aus der germanischen Geschichte. Im Kampf um die linkselbischen Gebiete unterlag Hermann der Cherusker, nachdem er zunächst die Römer im Teutoburger Wald besiegt hatte, dem Feldhern Germanicus. Die Germanen und mit ihnen die Ehefrau Hermanns, Thusnelda, wurden durch Verrat gefangen genommen. Ein prächtiger Triumphzug wurde im Jahr 17 n. Chr. zu Ehren des Siegers in Rom abgehalten. Der griechische Historiograph Strabo, der im Bild rechts als Zeuge auftaucht, überliefert das Ereignis. Piloty zeigt den Moment, als Thusnelda mit ihrem Sohn Thumelicus an den Augen des Kaisers Tiberius und der römischen Oberschicht vorbeigeführt wird. Zur Verdichtung der historischen Atmosphäre ließ er sich für die Kleidung der Germanen und ihrer Attribute durch das Theater inspirieren.
Die Idee für das Gemälde fasste Piloty bereits 1863, doch erst der Auftrag durch König Ludwig II. von 1869 führte zu seiner endgültigen Ausführung. 1873 wurde es auf der Wiener Ausstellung begeistert aufgenommen. Doch spiegelt die Rezeption dieser Jahre die Ambivalenz der Rolle Thusneldas. In den Augen der Zeitgenossen erschien sie als moralisches Beispiel deutschen Wesens, das in der Stunde des Untergangs stolz und ungebrochen seinem Schicksal entgegensieht. In Pilotys Werk jedoch tritt sie als ein charakteristisches Beispiel seiner Beschäftigung mit dem Thema des tragischen Helden auf.