Clorinde befreit Olindo und Sophronia
Eugène Delacroix (1798-1863)

Clorinde befreit Olindo und Sophronia,

1856
Material / Technik / Bildträger
Öl auf Leinwand
Maße des Objekts
101 x 82 cm
Ausgestellt
AP EG Saal IIa
Referat
19. Jahrhundert
Gattung
Malerei
Inventarnummer
13165
Erwerb
1962 aus dem Kunsthandel erworben
Bestand
Bayerische Staatsgemäldesammlungen - Neue Pinakothek München
Zitiervorschlag
Eugène Delacroix, Clorinde befreit Olindo und Sophronia, 1856, Bayerische Staatsgemäldesammlungen - Neue Pinakothek München, URL: https://www.sammlung.pinakothek.de/de/artwork/A9xly9kLWv (Zuletzt aktualisiert am 19.06.2023)
Das Gemälde zeigt eine Szene aus Torquato Tassos 1581 erschienenem Hauptwerk »Das befreite Jerusalem«, einem Epos in zwanzig Gesängen über den ersten Kreuzzug unter Gottfried von Bouillon und die Eroberung Jerusalems im Jahre 1099. Der Darstellung liegt folgende Geschichte des zweiten Gesangs zugrunde: Aladin, der König von Jerusalem, hatte ein Marienbild aus einer christlichen Kirche gestohlen. Wie ein Magier vorausgesagt hatte, sollte es ihm im Kampf gegen die Christen Glück bringen. Als den Muslimen das Bild wieder entwendet wurde, richtete sich der Verdacht sofort gegen die Christen. Um diese vor der von Aladin befohlenen Tötung zu retten, gibt die Christin Sophronia vor, das Bild geraubt zu haben. Als sie zum Tod auf dem Scheiterhaufen verurteilt wird, bekennt sich ihr Geliebter Olindo zu der Tat, worauf Aladin den Flammentod beider befiehlt. Clorinde, die ritterliche Heldin der Sarazenen, rettet in letzter Minute die beiden Liebenden durch einen Appell an den König. Für die Gesamtanlage des Bildes, die Haltungen und Gewänder der Figuren sowie für bestimmte architektonische Einzelheiten bezog Delacroix möglicherweise Anregungen aus älteren Illustrationen der Clorinde-Episode. Zu verweisen ist auf einen Stich von Jean Dambrun nach Charles Nicolas Cochin in der französischen Übersetzung von Pierre M. Baour-Lormian (1796) oder einen Stich von Jean-Louis Delignon, der vor allem in der Darstellung der Clorinde auf ihrem Pferd an Delacroix’ Darstellung erinnert. Wie aus Delacroix’ Tagebuchaufzeichnungen hervorgeht, beschäftigte er sich mit dem Thema der Clorinde seit 1853, arbeitete an dem Bild ab 1854 und vollendete es 1856. Da die Ölskizze der Clorinde in Angers (Johnson Nr. 320) fast dieselbe Größe wie die Clorinde im Münchner Bild aufweist, ist sie nach Johnson nicht als vorbereitende Skizze für das Gemälde zu werten, sondern möglicherweise als Fragment einer Komposition, die Delacroix zugunsten des Münchner Bildes wieder aufgegeben hatte, als er im April 1854 seine Unzufriedenheit an der Clorinde äußerte. Auf dem Münchner Bild ist das Paar schon an den Pfahl gekettet, der Scheiterhaufen bereits entzündet. Bedrohlich steigt dunkler Rauch empor. Da sprengt Clorinde hoch zu Ross heran und gebietet mit großartiger Geste den Henkern Einhalt. Delacroix steigert das dramatische Geschehen durch eine spannungsvolle und bewegungsreiche Bildsprache. Hinzu kommen unruhig wechselnde Farbabstufungen von Hell und Dunkel in warmen, gesättigten Tönen, die ein dichtes Gewebe von vibrierender Lebendigkeit bilden. Einen Höhepunkt an künstlerischer Ausdrucksstärke verkörpert die Figur der Clorinde auf ihrem kraftvoll sich bewegenden Pferd, in der die Dynamik des Bildgeschehens gipfelt.

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