Der Blick fällt auf einen gut besuchten Münchner Biergarten, der dem Augustinerkeller ähnelt. Unter den dichten Laubkronen der Bäume sitzen Männer und Frauen verschiedener sozialer Herkunft beim Bier zusammen. Im Vordergrund des Bildes ist eine freie Fläche geblieben, auf der zwei Mädchen spielen. Im Bildhintergrund spielt vor einer holzverkleideten Wand auf einem Podest die Kapelle.
Die zahlreichen Einzelszenen des Biergartens sind farblich und durch das Sonnenlicht in Form von Kringeln und Flecken betont, ein "Markenzeichen" Liebermanns. Auf dem ockerfarbenen Kiesboden mit den hellen Sonnenflecken bewegt sich das schnell wechselnde Bunt der Menschenmenge, das vom dichten Grün der Baumkronen überschattet wird. Es handelt sich jeweils um ganz bestimmte Menschen, die trotz des pastosen Farbauftrags und des schnellen Duktus in Physiognomie, Haltung und Kleidung präzise charakterisiert sind.
In Münchner Biergärten war allerdings Musik wie auch der Verkauf von Mahlzeiten nicht erlaubt. Die Kapelle ist also eine Erfindung Liebermanns. Auch die Einrichtung mit Klappstühlen erinnert an Liebermanns Stühle im Berliner Atelier; die geraden Stühle finden sich aber auch in anderen Darstellungen des Augustinerkellers. Wesentlicher als diese topographischen Details ist die Stimmung des sonnigen Nachmittags, an dem eine Vielzahl verschiedener Menschen mitten in der Stadt einen Platz im Grünen aufgesucht hat, der auf den ersten Blick von Trubel, Musik und Geselligkeit erfüllt ist, gleichzeitig aber auch einen Ort der Muße und des Verweilens darstellt. Die Vielfalt in der Typisierung schafft dabei ein authentisches Bild des Lebens in seinem vollen Umfang. Das 1884 vollendete Bild verweist bereits vom Sujet her auf Liebermanns moderne Themen nach 1900: Städter suchen Erholung in der Natur. Vorzugsweise unter schattenspendenden Bäumen bzw. auf luftigen Terrassen sitzend, geben sie sich dem Nichtstun hin.