Die Bronzeplastik des »Radrennfahrers« hatte Maillol für seinen Freund und ersten Mäzen Harry Graf Kessler geschaffen (Kesslers Fassung heute im Kunstmuseum Basel). Modell für die Figur stand der Jockey und Radrennfahrer Gaston Colin. Die Baseler Bronze hält sowohl Modell als auch Auftraggeber in einer Inschrift fest und wurde auf Kesslers ausdrücklichen Wunsch im Wachsausschmelzverfahren gegossen. Die Münchner Skulptur dagegen entstand im weniger aufwändigen Sandgussverfahren und ist nicht ganz so fein gearbeitet.
Die Entstehung des Werkes ist durch Kesslers Tagebücher und Photographien usführlich dokumentiert. Schmal und zart ist der junge Mann gebaut, dessen Muskeln sich beinahe nur erahnen lassen. Im klassischen Kontrapost stehend, erinnert die Figur an die Urteile der Zeitgenossen Maillols, die in ihm einen »echten Nachkommen der Griechen« sahen (Albert Dreyfus). Während Maillol für gewöhnlich seine Modelle nur zwei Mal für sich posieren ließ, hielt sich Gaston Colin für einen längeren Zeitraum im Atelier auf. Maillol orientierte sich bei dieser Arbeit mehr als sonst für ihn typisch unmittelbar am Modell, was Kesslers Wünschen sehr entgegenkam.