In den dunkelgrau verhangenen Gewitterhimmel ragt eine windgepeitschte Baumgruppe über mächtigen Felstrümmern auf. Das dunkle Wolkengeschiebe öffnet sich nur zu einzelnen Aufhellungen, aber am Horizont leuchtet schon ein verheißungsvoller Schimmer. In pastosem, ungestümem, skizzenhaftem Pinselduktus, da und dort mit stumpfem Pinsel die Farbe hastig verreibend, macht Stäbli die Kraft der Naturgewalten anschaulich. Kraftvoll scheinen die summarisch gegebenen Felsblöcke die großflächig und mit bewegter Konturlinie entworfenen Bäume gegen die darüber hinwegfegenden Wolken zu stemmen.
Wie die Untermalung erkennen lässt, begann Stäbli die »Heroische Landschaft « um 1875 als »Abenddämmerung«. Jahre später wurde die Arbeit an der nur teilweise beendeten Leinwand wieder aufgenommen, bald aber endgültig verworfen. Die achtlos beiseite gestellte Atelierstudie diente dem Maler als Ofenschirm, bis sie sein Freund Bruno Pigelhein erwarb und so vor dem Untergang rettete. Über den gemeinsamen Malerfreund Toni Stadler kam das Bild nach dem Tod Stäblis in die Neue Pinakothek. Gegen Ende der 1870er Jahre hatte sich der Künstler – namentlich unter dem Eindruck seines Landsmanns Böcklin – mit dem Motiv des baumbestandenen Felshügels mehrfach auseinander gesetzt. In der silhouettenartigen Bildkonzeption wird aber der Einfluss ostasiatischer Holzschnitte wirksam, die
Stäbli und Stadler damals eingehend studiert hatten.