Seit den 1860er Jahren beschäftigte sich Spitzweg häufiger mit Nachtbildern. Die Erscheinung des blaugrünen Mondlichts auf den Häusern und die Gestirne am Himmel zogen sein Interesse an. Das Motiv der Scharwache, des nächtlichen Kontrollgangs durch das Militär, fügt sich in seiner stillen Pracht besonders gut in diese Stimmung. Ein erster Soldat betritt mit eingelegtem Gewehr die Brücke, ihm folgen mit weitem Abstand der Hauptmann und der Trommler, dahinter streift die lockere Schar. Der Erzählbogen reicht vom schüchternen Schauen des vorderen zum geselligen Plaudern des Gefolges. Bei näherer Betrachtung fällt auf, dass es sich bei den blauen Mänteln mit langen Rockschößen, den Schärpen wie den Hüten um ältere bayerische Uniformen handelt, wie sie bereits zur Zeit der napoleonischen Kriege getragen wurden. Als Friedensuniform hielt sich diese Ausrüstung zwar länger, um 1870 wechselte man jedoch zu beweglicheren Uniformen.
Spitzwegs Scharwache scheint damit einer älteren Zeit anzugehören. Zur Einordnung seiner Idyllen ist zu bedenken, dass sie weniger zeitgenössisch, sondern eher in einer verträumten, leicht altertümlichen Zeit angesiedelt sind. Der Zeitgenosse Friedrich Pecht sprach von der »Jean-Paul-Zeit« in Spitzwegs Bildern. Das Spektrum seiner Nachtstücke reicht von solchen Streifzügen über Serenaden bis zu unheimlichen Szenen.