Das Gemälde zeigt in detailgenauer Wiedergabe den Blick in den Westflügel des Camposanto in Pisa mit seinen bedeutenden Ausstattungsstücken: An der hinteren Wand ist das Piero di Puccio zugeschriebene Erdkreis-Fresko zu sehen, daneben der alttestamentarische Zyklus von Benozzo Gozzoli. Unter den an den Wänden aufgestellten Skulpturen befindet sich der berühmte Bronzegreif aus dem 10. Jahrhundert, der ursprünglich auf dem Giebel des Pisaner Domes aufgestellt war.
Klenze hat mit vedutenhafter Genauigkeit die Situation so wiedergegeben, wie sie sich ihm bei mehreren Besuchen Pisas in den Jahren um 1850 dargestellt hat. Eine vor Ort entstandene Bleistiftzeichnung diente ihm dabei als Vorlage, die er nahezu unverändert auf die Leinwand übertragen hat. Lediglich im Vordergrund fügte Klenze als belebendes Moment eine Figurengruppe ein. Durch die Figuren als Maßstab wird zum einen die überwältigende Größe des Gebäudes deutlich, zum anderen entfernt sich das Bild dadurch von der niedrig eingeschätzten Vedute und nähert sich der höherrangigen Genre- und Historienmalerei an. Die kleine Szene zeigt eine Mutter, die ihr Kind im Angesicht eines Grabmals mit erhobener Hand ermahnt. Klenze führt mit diesem beiläufig eingebundenen Motiv ein moralisierendes Element in das Gemälde ein und gibt zugleich der Ehrfurcht vor dem mittelalterlichen Gebäude und seinen Denkmälern Ausdruck.