Auf der Rückseite des Bildes findet sich der Vermerk »Portrait der Nichte W. Leibls: Lina Schider, geb. Kirchdorffer, gemalt von Wilhelm Leibl in München 1871, bestätigt von Dr. F. Schider [dem bekannten Maler und Schwager Leibls] in Basel 1905«. Kaum je hat Leibl Édouard Manet näher gestanden als in diesem Bildnis, das scheinbar improvisiert mit flüssigem Pinsel und gleichmäßig deckender Farbe auf die Leinwand gesetzt ist. Die Erklärung für die ungewöhnliche malerische Freiheit dieses Bildes und die frische Kühle des Ausdrucks liegt aber nur zum Teil in der Tatsache, dass Leibl auf der Internationalen Kunstausstellung 1869 Bilder Manets in München gesehen und bald darauf Paris besucht hatte, wo Leibls Freund Otto Scholderer damals zum engsten Manet-Kreis gehörte. Tatsächlich hatte sich diese Entwicklung vom Altmeisterlichen zum Modernen schon vorher angebahnt und in der »Frau Gedon« ihren ersten Höhepunkt erreicht.