Leicht nach rechts gewendet und etwas aus der Bildmitte genommen, sitzt die Marquesa de Caballero (1774–1809) in einem Armlehnstuhl. Sie ist festlich gekleidet und trägt üppigen Schmuck. Sie war lange als Doña María Soledad Rocha Fernández de la Peña Hofdame der Königin Maria Luisa von Spanien. Erst 1800 heiratete sie den Justizminister José Antonio Marqués de Caballero, der als reaktionär, falsch und bösartig galt. Das Porträt entstand mit seinem Gegenstück, das sich heute in Budapest im Szépmüvészeti Múzeum befindet, im Jahr 1807 aus Anlass der Ernennung des Ministers zum Marqués. Die Marquesa trägt einen Fächer und ein Billett in den Händen, auf dem ihr neuer Titel deutlich zu lesen ist.
Goya malt die Dreiunddreißigjährige ohne jegliche Beschönigungen. Sie trägt ein Empirekleid nach der neuesten Mode, bestehend aus einem blaugrünen Seidenkleid mit darüber liegendem goldfarbenem und besticktem Voile. Die kurzen Ärmel und der sehr tiefe Ausschnitt entsprechen ganz dem Geschmack der Königin Maria Luisa, die immer wieder ihre schönen Arme auf ihren offiziellen Porträts in den Mittelpunkt rücken ließ. Gerüschte Spitzen am Ausschnitt und an den Ärmeln betonen jedoch gnadenlos die Hässlichkeit der Marquesa. Mit diesem Verismus in seinen Porträts sollte Goya für die Malerei des 19. Jahrhunderts wegweisend werden.