Jüngste Forschungen zu diesem bislang wenig beachteten Familienbildnis führten zur Entdeckung und Freilegung einer übermalten Inschrift. Deren Entschlüsselung ermöglichte es, die Dargestellten zu identifizieren – und in venezianischen Archiven eine brisante Geschichte aufzudecken, die sich um den kleinen Jungen rechts im Bild dreht: Antonio Maggi. Neben ihm steht Carlo Maggi, der das Gemälde um 1575 bei Jacopo Tintoretto in Auftrag gab. Als Agent der Serenissima war er in den Jahren zuvor bis in die östliche Levante gereist und schließlich auf Zypern in osmanische Gefangenschaft geraten. Zuhause in Venedig hatte seine Ehefrau in der Zwischenzeit Antonio auf die Welt gebracht. Obwohl Carlo nicht der leibliche Vater war, akzeptierte er ihn als Stiefsohn und setzte ihn sogar zum Alleinerben ein, sehr zum Missfallen der übrigen Familie. Vor diesem Hintergrund wird das dekorative Mehrgenerationenporträt zu einem gemalten Statement, das Carlos Modell einer „Patchworkfamilie“ legitimiert.
Für mehr Informationen über das Gemälde und seinen historischen Kontext siehe: Johanna Pawis, Neu in den Blick genommen: Tintoretto, Veneto und Giorgione. Entdeckungen aus dem Forschungsprojekt zur venezianischen Renaissancemalerei an der Alten Pinakothek, in: Venezia 500<<. Die sanfte Revolution der Venezianischen Malerei, Ausstellungskatalog, hg. v. Andreas Schumacher, München 2023, S. 128-153, 246-251.