Die Skulptur der "Flora", von der insgesamt vier Güsse existieren, hat Aristide Maillol zusammen mit denjenigen der "Pomona", "Frühling" und "Sommer" für den bekannten russischen Sammler französischer Impressionisten Iwan Morosow entworfen. Der Zyklus atmet mehr noch als jedes andere Werk des Künstlers die Klassizität antiker Skulpturen, beginnend mit dem tradierten Motiv von Stand- und Spielbein und der streng aufrechten Haltung von Karyatiden. Jede Skulptur dieses Zyklus' ist jedoch von einer Radikalität der Vereinfachung, von dem Verzicht auf eine tradierte Ikonographie und von einer Strenge der Form gekennzeichnet, welche die Modernität des Schaffens Maillols charakterisieren. So ist auch die "Flora", deren Attribute sich auf eine Blumengirlande in den Händen und eine langfallende Tunika beschränken, das Ergebnis zahlreicher vorbereitender Zeichnungen und plastischer Ausarbeitungen, in denen das Profil, das Volumen, der Ansatz der Gliedmaßen sowie die Proportionen aller Elemente zueinander erprobt und überprüft wurden. Aristide Maillol besaß mithin, wie Maurice Denis mit Blick auf den Zyklus äußerte, die Gabe, die unendlichen Erscheinungsweisen, die wir in der Natur wahrnehmen, zu einer gleichermaßen klaren und konzisen Form zu kondensieren. Und tatsächlich sind es die mitunter übertrieben erscheinenden Synthesen und Harmonien seiner Skulpturen, die uns heute noch berühren.