Der Gestürzte
Wilhelm Lehmbruck (1881-1919)

Der Gestürzte,

1915-1916
Material / Technik / Bildträger
Bronze
Maße des Objekts
65 x 236 x 66,5 cm
Ausgestellt
PdM Saal 8
Gattung
Plastik
Inventarnummer
B 397
Erwerb
1963 erworben als Ankauf aus dem Nachlaß von Guido Lehmbruck, Stuttgart (ehemals Nachlaß Christa Lehmbruck)
Bestand
Bayerische Staatsgemäldesammlungen - Sammlung Moderne Kunst in der Pinakothek der Moderne München
Zitiervorschlag
Wilhelm Lehmbruck, Der Gestürzte, 1915-1916, Bayerische Staatsgemäldesammlungen - Sammlung Moderne Kunst in der Pinakothek der Moderne München, URL: https://www.sammlung.pinakothek.de/de/artwork/wE4K2g5GZ5 (Zuletzt aktualisiert am 02.11.2023)
1915 in Berlin entstanden, spiegelt „Der Gestürzte“ Lehmbrucks Erschütterung über den Ersten Weltkrieg. Im Gegensatz zu den zahllosen naturalistischen Kriegsdenkmälern bezeichnet Lehmbrucks nackter Jüngling mit dem Schwertstumpf in der rechten Hand nicht den Krieger einer bestimmten Nation, sondern ganz allgemein die vom Krieg getötete Jugend Europas. Vornüber gebeugt auf den Knien liegend, bildet der überlebensgroße Jüngling mit seinen gelängten Gliedmaßen eine fragile Brücke, die einen Hohlraum umschließt. Anschaulich wird so der Moment vor dem endgültigen Zusammenbruch. Noch ausharren wollend liegt der Nackte klagend am Boden. Den Gestürzten hat Lehmbruck 1917 auf einer Radierung mit Flügeln versehen und so als gefallenen Genius oder Ikarus gedeutet. Die neben der Antike gleichfalls mitschwingenden christlichen Vorstellungen, der Gedanke an den knienden Christus in Gethsemane oder an eine Pietà, betonen Lehmbrucks nicht ausgeführte Projekte, den „Gestürzten“ denkmalartig in einer Nische mit Dreiecksgiebel aufzustellen. Dieses Ensemble sollte den Titel „Das Leid der Menschheit“ tragen. Lehmbrucks „Gestürzter“ ist der Höhe- und Endpunkt seiner Kunst. Er zeigt die Ohnmacht des Menschen in seiner Zeit und ist persönliches Drama zugleich: Vom Kriegs ge schehen angeekelt, verbrachte Lehmbruck nach kurzem Dienst als Sanitäter die beiden letzten Kriegsjahre in Zürich. Im Winter 1917 kehrte der erst 36jährige „als ein gebrochener Mann schon“ nach Berlin zurück und schied wenige Wochen später freiwillig aus dem Leben.

Seit 1999 forscht das Referat Provenienzforschung zur Herkunft aller Kunstwerke der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen, die vor 1945 entstanden sind und die seit 1933 erworben wurden. Grundlage für diese Forschung bilden die „Washingtoner Erklärung“ von 1998 sowie die daran anschließende sogenannte „Gemeinsame Erklärung“ von 1999.

Die Provenienz-Angaben basieren auf den systematischen Erstchecks und orientierten sich am Leitfaden zur Standardisierung von Provenienz-Angaben des Arbeitskreis Provenienzforschung e.V. Provenienzangaben werden zeitnah aktualisiert, wenn neue Quellen oder Erkenntnisse zu den hier veröffentlichten Werken bekannt werden.

Weitere Informationen zu den Provenienzangaben finden Sie in der Präambel.

Für Rückfragen und Hinweise erreichen Sie uns unter provenienz@pinakothek.de

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Anita Lehmbruck (1879 - 1961), Gipsentwurf erworben im Erbgang
1916 - 1961
Nachlass Anita Lehmbruck, Gipsentwurf erworben im Erbgang von Anita Lehmbruck
1961 - 08.04.1963
Bayerische Staatsgemäldesammlungen, München, Erwerb der Abgussgenehmigung von der Erbengemeinschaft Lehmbruck, 1965 autorisierter Abguss vom Gips (Kultusministerielle Entschließung Nr. VII 33295)
seit 08.04.1963

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