Bernd und Hilla Becher zählen zu den großen Dokumentaristen unserer Zeit. Seit Ende der 1950er Jahre fotografiert das Paar in Deutschland, England, Frankreich und den USA Industriearchitekturen wie Fördertürme, Wassertürme, Gasbehälter, Hochöfen oder Kies- und Schotterwerke. Die meisten dieser im 19. oder beginnenden 20. Jahrhundert errichteten Nutzbauten haben im post-industriellen Zeitalter ihre ursprüngliche Funktion verloren und sind vom unmittelbaren Abbruch bedroht; viele von ihnen existieren bereits nicht mehr. Im Zentrum ihres archäologisch zu bezeichnenden Interesses steht jedoch nicht nur die Dokumentation eines einzelnen Baus, sondern eines Bautyps. Bauten gleicher Funktion werden über Jahrzehnte an unterschiedlichen Orten fotografiert und in Gruppen zusammengefasst präsentiert, um den Vergleich verschiedener, regional oder historisch bedingter Formausprägungen zu ermöglichen. Zu diesem Zweck entwickelten sie eine spezifische fotografische Grammatik, in der sich die aufnahmetechnische und methodische Vorgehensweise immer wiederholt: jedes Objekt wird bei möglichst diffusem, schattenlosen Licht isoliert und von einem leicht erhöhten Standpunkt aus aufgenommen, damit die gesamte Gestalt ohne Verzerrungen sichtbar gemacht werden kann. In der einzelnen Aufnahme wird das Objekt bildfüllend ins Zentrum gesetzt, das unmittelbare Umfeld ist nur noch ansatzweise erfasst. Die einzelnen Aufnahmen werden auf Standardmaß vergrößert und als Einzelbilder oder in Gruppen als umfassendes Tableau präsentiert.