"Die Segnungen der Gemeinschaft gleicher Sitten und gleicher Denkweise hatten bei den Griechen ihren eigenthümlichen Ausdruck in großen Volksfesten und Festspielen gefunden, unter denen die berühmtesten und gefeiertsten die zu Olympia waren, die sich alle 4 Jahre daselbst wiederholten und von solcher Bedeutung wurden, daß der Griechen Zeitrechnung sich nach ihnen bestimmte. Im Herzen Griechenlands fand das Bedürfniß, sich auszutauschen, seine heimische Stätte. Ein friedliches Thal, von stillem Bächlein durchflossen, sanfte Hügel mit schattigem Wald bekrönt, über welche schaulustig der Berg Olenus sein Haupt erhebt, war der Mittelpunkt dieser Festlichkeiten geworden. - Hier hatte der geheiligte Meißel des Phidias in dem Bilde des Jupiter Olympios sein höchstes Werk erreicht. Jeder Grieche war von Sehnsucht voll, wenigstens einmal in seinem Leben dieser Hoheit nahe gestanden zu sein. Tausende von Wallfahrern zogen dahin und manche kehrten sieggekrönt zu ihrer Heimat zurück. [...]
Baureste sind in dem Bilde keine zu sehen; sind doch die Trümmer des Olympischen Tempels bis auf wenige Spuren verschwunden."
(Aus: Die Griechischen Landschaftsgemälde von Karl Rottmann in der neuen königlichen Pinakothek zu München beschrieben von Ludwig Lange, München 1854)