Der junge Heinrich Hess, später als Leiter der Glasmalereianstalt und Schöpfer großer Bilderzyklen in der Bonifatiusbasilika und der Allerheiligen-Hofkirche in München einer der von Ludwig I. meistbeschäftigten Künstler, verbrachte zwischen 1821 und 1826 prägende Jahre in Rom. Der Italienaufenthalt war durch ein Stipendium des bayerischen Königs möglich geworden, von dem Hess 1823 den Auftrag zu einem großen Gemälde mit einer mythologischen Darstellung erhielt. Hess entschied sich für das Thema Apollos im Kreis der neun Musen und trat damit in Konkurrenz zu berühmten Werken der Kunstgeschichte wie Raffaels Parnassfresko in den Stanzen und Anton Raphael Mengs’ Deckenbild in der Villa Albani.
Wie Mengs wählt Hess eine Reihung der Musen mit Apollo im Zentrum, wobei die einzelnen Figuren durch Attribute kenntlich gemacht sind. Von links nach rechts erscheinen Urania (Astronomie) mit Himmelskugel und Zirkel, Thalia (komische Dichtung) mit einer komischen Maske, Kalliope (epische Dichtung) mit einem Schreibtäfelchen, Melpomene (tragische Dichtung) mit einer ernsten Maske in der Hand, Klio (Geschichtsschreibung) zur Rechten Apollos mit Trompete, Schwert und Lorbeerzweig, Polyhymnia (ernster Gesang) zur Linken Apollos mit einer Schriftrolle, Terpsichore (Tanz) mit der Leier sowie, von rechts heranschreitend, Euterpe
(Musik und lyrische Dichtung) mit der Flöte und Erato (Liebesdichtung) mit wehendem Tuch, das Haar mit Rosen bekränzt.