Adolf von Hildebrands Relief zeigt zwei Amazonen auf nach rechts sprengenden Pferden. Die auf dem hinteren Pferd Reitende, in kurzem, gegürtetem Chiton mit freier rechter Brust, wendet sich um und bläst in ein Horn, während ihr Pferd gesenkten Kopfes vorwärts sprengt. Neben ihr spornt die andere Amazone mit wehendem Mantel und einer Lanze in der Hand ihr steigendes Pferd an. Unter den Leibern der Pferde rennen zwei Jagdhunde mit. Die »Amazonenjagd« ist das Mittelteil eines Triptychons, dessen in Privatbesitz befindliche Seitenteile links einen alten Bogenschützen darstellen, der einen Jungen den Umgang mit Pfeil und Bogen lehrt, sowie rechts junge Männer beim Bogenschießen. Erst in der Zusammenschau aller drei Tafeln wird klar, dass es bei diesem Werk thematisch weniger um die Amazonensage als um die Thematisierung der Jagd allgemein geht.
Die Triptychonform und das Thema der Amazonenjagd hat Hildebrand wohl von Marées übernommen. Im Jahr vor und nach dem Tod seines Freundes und Kollegen 1887 sah er Triptychen in Marées’ römischem Atelier sowie die an die Staffelei geheftete letzte Zeichnung des Künstlers, die Skizze einer bogenschießenden Amazone inmitten anderer Amazonen zu Fuß, die versuchen, ihre Pferde zu bändigen. Eine Inspiration zur Auseinandersetzung mit diesem klassischen Motiv gab aber auch die gemeinsam mit Konrad Fiedler unternommene Griechenlandreise, von der Hildebrand eben zurückgekehrt war.