Das Thema der badenden Knaben war spätestens seit Adolph von Menzels »Badenden Knaben in der Saale bei Kösen« (1865) ein beliebtes Sujet und wurde sowohl von Paul Gauguin, Paul Cézanne und Georges Seurat als auch von Lovis Corinth thematisiert. Max Liebermann hatte sich dem Motiv bereits gut zwanzig Jahre zuvor in dem großformatigen Werk »Im Schwimmbad« genähert. Trotz der jährlichen Badeferien an der holländischen Küste seit Beginn der 1870er Jahre hatte der Künstler jedoch bislang nie das Meer gemalt. Die aus dem Meer kommenden Jungen frösteln und beeilen sich mit dem Anziehen. Dabei erfasst der vom Land kommende Wind die Hemden. Das auflaufende Wasser trägt kleine Schaumkronen, während der Himmel von Wolken überzogen ist.
Auch wenn das Gemälde im Atelier entstanden ist, erfüllt es doch aufgrund der sorgfältigen Choreographie der Figuren sowie der Fülle der dargestellten Gesten das zentrale Kriterium einer scheinbaren Momentaufnahme, wie es Liebermann Mitte der 1890er Jahre mit Blick auf Edgar Degas selbst formuliert hatte: »Bei keinem anderen Maler ist das Novellistische so völlig überwunden wie bei ihm.« Er wisse »so zu komponieren, dass es nicht mehr komponiert aussieht«. Es ist diese »Überwindung des Novellistischen durch den Impressionismus«, welche Liebermanns Motiv der »Badenden Knaben« zur malerisch umgesetzten Empfindung des Meeres als Ort der kühlen Sommerfrische ohne tiefergreifende Bedeutung werden lässt.