Fernsehen und Internet prägen eine internationale Jugendkultur und produzieren kollektive Vorbilder. Geographisch bedingte Besonderheiten scheinen kaum mehr eine Rolle zu spielen. Unter solchem Einfluss wird die Notwendigkeit, sich von konsumorientierter Vereinheitlichung abzusetzen, um eine eigene Identität zu entwickeln, zur Lebensaufgabe. An dieser Schnittstelle zwischen Individuum und gesellschaftlichem Kodex bewegt sich die Arbeit von Rineke Dijkstra.
Auf zwei nebeneinander projizierten Flächen versuchen Jugendliche mehr oder weniger routiniert, ihre gewohnten Posen, Tanzbewegungen und Flirtrituale einzusetzen. Rineke Dijkstra hat sie aus zwei Musikclubs - im englischen Liverpool und im niederländischen Zaandam - in ieinen separaten Raum eingeladen und gebeten, sich vor der Kamera so zu präsentieren wie sonst auf der Tanzfläche. Die nachgestellte Situation und das Wissen, beobachtet zu werden, ist spürbar: schüchtern, aufgesetzt oder betont provokant vermittelt sich ihr Rollenspiel. Vor weißen Wänden und ohne zuckendes Stroboskoplicht erscheinen die Porträtierten wie aus dem schützenden Dunkel der vertrauten Umgebung herausgeschält, wirken verletzlich und auf sich selbst gestellt.