Die Erwartete
Ferdinand Georg Waldmüller (1793-1865)

Die Erwartete,

1850 oder 1860
Material / Technik / Bildträger
Öl auf Nadelholz
Maße des Objekts
81,1 x 63,2 cm
Ausgestellt
Nicht ausgestellt
Referat
19. Jahrhundert
Gattung
Malerei
Inventarnummer
9260
Erwerb
1925 aus dem Kunsthandel erworben
Bestand
Bayerische Staatsgemäldesammlungen - Neue Pinakothek München
Zitiervorschlag
Ferdinand Georg Waldmüller, Die Erwartete, 1850 oder 1860, Bayerische Staatsgemäldesammlungen - Neue Pinakothek München, URL: https://www.sammlung.pinakothek.de/de/artwork/anxgBQJ4Eq (Zuletzt aktualisiert am 19.06.2023)
Die Genremalerei bildet den Schwerpunkt in Waldmüllers spätem Schaffen. Seine Vorliebe galt nicht dem bürgerlichen Leben, sondern dem ländlichen, und hier nicht den Motiven der Arbeit, sondern Begebenheiten voller Lebenswärme. Das Bild der »Erwarteten«, auch unter dem Titel »Sonntagmorgen « bekannt, vereint alle künstlerischen Elemente aus den letzten Jahren des Malers. An einem Sommertag wartet ein Junge mit Rosen auf seine Liebe im Schatten des Waldes. Das Mädchen nähert sich, von üppig wogenden Feldern her kommend, auf den verschwiegenen Waldesrand zu. Beide tragen ihre Sonntagskleider. Während der Junge voll Hoffnung zu ihm sieht, blickt das Mädchen mit seinem blühenden Gesicht in Gedanken auf ihr Gesangbuch. Auf es hin ist die Komposition der Waldöffnung mit dem Landschaftsausblick angelegt. Der Betrachter wird zum Zeugen der erwartungsvollen Szene. Wird das Mädchen seine Gefühle erwidern? Ein nah verwandtes, 1860 entstandenes Bild, »Die Begegnung«, erzählt die Geschichte weiter. Darin erscheint ein Paar in zärtlicher Umarmung an der Schwelle des Waldes. Auch das Münchner Bild wird 1860 entstanden sein. Waldmüller fand damals in der Bildform der Idylle zu seiner letzten Formulierung des Genrebildes. Die Zahl der Personen wird reduziert und die Figuren verschwinden in der größeren Schilderung der Landschaft. Auch das Kolorit erhält seine letzte Ausprägung. Es ist hier ganz auf die Erfassung der lichthaltigen Atmosphäre der Waldöffnung gestimmt. Die Gattung des Genres erfreute sich schon in der Wiener Malerei des frühen Biedermeier besonderer Beliebtheit. Für den vielseitigen Waldmüller gewann sie aber erst gegen Ende seines Schaffens zentrale Bedeutung. In ihr fand seine von einem wirklichkeitsnahen Naturverständnis geprägte künstlerische Auffassung ihr konsequentes Ziel. In den Szenen des unverfälschten Lebens der Landleute scheint sich sein Ideal einer glücklichen Einheit von Mensch und Natur zu erfüllen. Waldmüllers Genrebilder gingen allerdings zu dieser Zeit in der Gunst des Publikums zurück. Nach seiner Kritik am akademischen Lehrbetrieb hatte er 1850 seine Professorenstellung verloren und lebte zurückgezogen in Wien. Bis ins Alter blieb er jedoch unbeirrt auf seinem künstlerischen Weg und wurde zum größten Naturschilderer der österreichischen Malerei des 19. Jahrhunderts.

Folgende Kunstwerke könnten Sie auch interessieren: