Tirol
Franz Marc (1880-1916)

Tirol,

1914
Material / Technik / Bildträger
Öl auf Leinwand
Maße des Objekts
135,7 x 144,5 cm
Ausgestellt
PdM Saal 15
Gattung
Malerei
Inventarnummer
10973
Erwerb
1949 als Ankauf von Maria Marc, Benediktbeuern erworben
Bestand
Bayerische Staatsgemäldesammlungen - Sammlung Moderne Kunst in der Pinakothek der Moderne München
Zitiervorschlag
Franz Marc, Tirol, 1914, Bayerische Staatsgemäldesammlungen - Sammlung Moderne Kunst in der Pinakothek der Moderne München, URL: https://www.sammlung.pinakothek.de/de/artwork/bwx0M2qLm8 (Zuletzt aktualisiert am 26.10.2023)
Im Frühjahr 1913 reiste Franz Marc nach Südtirol. Wenig später entstanden die beiden allegorischen Landschaften „Das arme Land Tirol“ (Guggenheim Museum, New York) und „Tirol“. Im Titel des früheren Bildes ist ausgesprochen, was auch unser Bild zeigt. In merkwürdigem Gegensatz zu der kristallinen Bergwelt in strahlender Farbigkeit erscheint Tirol selbst als ein trostloses, abgestorbenes Land. Besonders deutlich wird die Drohung des Todes in dem gefällten schwarzen Baum, der wie eine Sense schräg nach links ins Bild hineinragt. Unzufrieden mit dem Naturalismus des Bildes, hat Marc das Gemälde 1913 aus dem Ersten Deutschen Herbstsalon in Berlin zurückgezogen und überarbeitet. Während in der ersten Fassung noch die Sonne im Zentrum stand, hat Marc nun in der Bildmitte Maria als apokalyptisches Weib auf der Mondsichel dargestellt. Damit wird das Naturgeschehen, der Kampf zwischen dem Licht der aufgehenden Sonne und dem Schatten der weichenden Nacht, mit dem christlichen Heilsgeschehen und mit der Situation Europas unmittelbar am Vorabend des Ersten Weltkriegs verknüpft. Maria als Schutzmantelmadonna in der vom Tod bedrohten Tiroler Bergwelt ist bei Marc ein „Sinnbild sieghaften Glaubens an die Kräfte des Geistes gegenüber der Materie“ (Klaus Lankheit). Die Farb- und Form facettierung, die die Alpen wie leuchtende Bergkristalle aussehen lassen, zeigen Marcs Auseinandersetzung mit dem Futurismus und mehr noch mit dem spektralfarbigen Orphismus Robert Delaunays. Delaunays dynamisch zum Himmel hinaufwachsende Eiffeltürme sowie seine prismatischen Fenster-Bild der haben Marcs „Tirol“ offensichtlich beeinflusst. Der rational gefügte Farbbau Delaunays, gedacht als Hymnus an die Weltstadt Paris, verwandelt sich bei Marc jedoch in eine mystische Traumwelt, wird zum Gleichnis der Welt schöpfung und ihrer erhofften Erneuerung.

Seit 1999 forscht das Referat Provenienzforschung zur Herkunft aller Kunstwerke der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen, die vor 1945 entstanden sind und die seit 1933 erworben wurden. Grundlage für diese Forschung bilden die „Washingtoner Erklärung“ von 1998 sowie die daran anschließende sogenannte „Gemeinsame Erklärung“ von 1999.

Die Provenienz-Angaben basieren auf den systematischen Erstchecks und orientierten sich am Leitfaden zur Standardisierung von Provenienz-Angaben des Arbeitskreis Provenienzforschung e.V. Provenienzangaben werden zeitnah aktualisiert, wenn neue Quellen oder Erkenntnisse zu den hier veröffentlichten Werken bekannt werden.

Weitere Informationen zu den Provenienzangaben finden Sie in der Präambel.

Für Rückfragen und Hinweise erreichen Sie uns unter provenienz@pinakothek.de

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Maria Marc (1876 - 1955), Benediktbeuern, erworben im Erbgang von ihrem Mann Franz Marc
04.03.1916 - 15.02.1949
Bayerische Staatsgemäldesammlungen, München, erworben von Maria Marc, Benediktbeuern (Ministerielle Entschließung Nr. VII, 7313)
seit 15.02.1949

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