Franz Oliver Graf von Jenison-Walworth steht in eleganter, aber lässiger Pose an eine steinerne Brüstung gelehnt. Der Kopf ist wachen Blickes nach links gerichtet, indes lässt Winterhalter Persönlichkeit und Charakter des in ernster Unnahbarkeit gegebenen Grafen im Ungewissen. Doch geben die sorgfältige Ausführung des Astrachanpelzes und der seidig schillernde Mantel mit seinem samtbesetzten Kragen ein gutes Beispiel für Winterhalters Meisterschaft in der virtuosen Wiedergabe kostbarer Stofflichkeit.
Jenison-Walworth stammte aus einer altadeligen englischen Familie, die mit seinem Großvater um 1775 nach Darmstadt übergesiedelt war. Der Dargestellte war bayerischer Diplomat u. a. in Berlin, St. Petersburg, Neapel, London, Wien und Athen. 1837, als er sich von Winterhalter porträtieren ließ, war er Gesandter Bayerns am französischen Hof. Winterhalter selbst war bereits 1834 nach Paris übergesiedelt. Wegen seiner Verehrung für Horace Vernet und die Maler der französischen Akademie war er von seinen deutschen Zeitgenossen schon lange als "der Französische" belächelt worden. Es war übrigens Graf Jenison-Walworth, der Winterhalter bei Vernets Gesellschaften in der Villa Medici in Rom eingeführt hatte. Königin Victoria, König Louis Philippe und Kaiser Napoleon III. waren bald seine wichtigsten Auftraggeber. Eine glückliche Liaison aus der Gunst jener mondänen Klientel, aus der Eleganz, der geistigen Vordergründigkeit und der technischen Finesse seines Porträtstils begründete Winterhalters glanzvolle Karriere als Porträtist der vornehmen Welt des alten Europa.