Höfische Prachtentfaltung führt der Künstler vor Augen, Realismus im Detail verbindet er mit religiöser Symbolik und typologischen Anspielungen. Charakteristisch für ihn sind der tiefe Ernst seiner Figuren und die sorgfältige Ausarbeitung des menschlichen Antlitzes. Während die Verkündigungsszene Einblick in ein bürgerliches Schlafzimmer gewährt, wie man es in einem der Häuser im Hintergrund finden könnte, verbindet Rogier das Innere des Tempels der ›Darbringung‹ geschickt mit der Außenansicht auf der Mitteltafel. Das Retabel stand ursprünglich in der Marienkapelle von St. Columba, die Johann Rinck, ein bedeutender Mäzen dieser Kölner Kirche, zwischen 1458 und 1464 erbauen ließ. Er wird jedoch nicht der dargestellte Stifter sein.