Die lebensgroße Statue des "Adonis" von Bertel Thorvaldsen zeigt den Jüngling der antiken Mythologie nackt an einen Baumstamm gelehnt. Seine Haltung ist ganz an griechischen Götterbildnissen orientiert: In lockerem Kontrapost, die linke Hand auf der Hüfte aufgestützt, den lockig behaarten Kopf zur Seite ins Halbprofil gedreht und dabei leicht nach unten geneigt, erweckt er den Eindruck eines etwas zaghaften und nachdenklichen jungen Mannes.
Im antiken Mythos der Inbegriff männlicher Schönheit, wurde Adonis zugleich von den beiden Göttinnen Aphrodite und Persephone begehrt. Da sich beide nicht einigen konnten, trafen sie eine Vereinbarung: Zwei Drittel des Jahres sollte Adonis bei Aphrodite auf der Erde verbringen, die übrige Zeit, die Wintermonate, mit Persephone in der Unterwelt. Das Ausgeliefertsein an die beiden Göttinnen und die Sorge um die nahende Rückkehr in die Unterwelt scheinen sich im gesenkten Blick des Jünglings niederzuschlagen.
Der 1808 bestellte, aber erst 1832 vollendete "Adonis" entstand im Auftrag von Kronprinz Ludwig, des späteren Königs. Er zeichnet sich vor anderen Werken Thorvaldsens durch eine weitgehend eigenhändige Ausführung aus. Spätere Hoffnungen Ludwigs, den berühmten Bildhauer nach München berufen zu können, gingen nicht in Erfüllung.