Das Bildnis dieses blonden Jünglings ist eng mit den idealisierenden Darstellungen junger Männer verwandt, die seit dem ersten Jahrzehnt des 16. Jahrhunderts in Venedig besonders gefragt waren. Diese sogenannten „lyrischen Bildnisse“ zeugen von einer neuen Sensibilität sowohl der Künstler als auch ihrer Auftraggeber, deren Sehnsüchte und Träume im Porträt nun ebenso Ausdruck finden sollten wie ihr Erscheinungsbild oder sozialer Status. Die Dargestellten zeichnet ein gleichermaßen verinnerlichtes wie sinnliches Auftreten aus, ohne in emotionaler Hinsicht eindeutig zu sein. Mit seinen grazilen Fingern umfasst hier der junge Mann spielerisch eine Rose, während er uns aus den Augenwinkeln einen verführerischen Blick zuwirft. Die Inschrift verweist auf den erotischen Reiz der Darstellung und feiert zugleich die Wirkmacht der Kunst: Während eine gepflückte Rose vergänglich sei, biete dieses Porträt einen dauerhaften Anblick von Schönheit.