Der letzten Medici-Prinzessin ist es zu verdanken, dass Florenz bis heute eine Metropole der Kunst ist. Denn Anna Maria Luisa de‘ Medici (1667–1743) war es, die als letzte Nachfahrin der berühmten Medici-Dynastie mit ihrer Unterschrift verfügte, dass der über Generationen angesammelte Kunstbesitz nicht als Erbe an das Haus Habsburg überging, sondern für alle Zeiten in Florenz bleiben sollte.
Dort lebte sie nach dem Tod ihres Mannes, Kurfürst Johann Wilhelm von Pfalz-Neuburg, der 1716 gestorben war. Zuvor hatten sie gemeinsam ihre Residenz in Düsseldorf zu einem Zentrum der Künste aufgebaut. Anna Maria Luisa pflegte das Musikleben und trug mit ihrem Mann eine Kunstsammlung zusammen, die 1716 an einen anderen Zweig des Hauses Wittelsbach fiel und heute in der Alten Pinakothek ausgestellt wird.
Das Bildnis stammt von dem aus Flandern gebürtigen Anton Schoonjans, der in Düsseldorf ab 1707 Hofmaler war. Er gab Anna Maria Luisa in ganzer Figur vor einer Parkarchitektur wieder. Der mit Hermelin gefütterte rote Mantel und das mit dem Kurhut geschmückte Wappen auf der Mauer rechts hinter ihr verweisen auf die Kurfürstenwürde.
Bislang ist der neben ihr stehende junge Mann von dunkler Hautfarbe nicht identifiziert. Möglicherweise ist auch keine reale Person gemeint, sondern eine Rolle: Das Halseisen weist ihn als persönlichen Besitz aus, ähnlich dem Lederband, welches das Schoßhündchen unten links trägt. Hierin zeigt sich, dass Teile der Gesellschaft, vor allem die führenden und vermögenden Schichten, Menschen aus anderen Ländern – die oft versklavt wurden und als Bedienstete arbeiten mussten – als Eigentum ansahen. Aus heutiger Perspektive ist bereits diese Überlegung herabwürdigend und eine Missachtung persönlicher Freiheit. Anna Maria Luisa ließ sich jedoch bewusst mit einem aus fernen Ländern stammenden Menschen darstellen, da sie und ihr Umfeld ihn als ein kostbares Gut ansah, dem man innerhalb des höfischen Lebens einen besonderen Platz zuerkannte. Das drückt sich hier in der eleganten Kleidung aus, die den jungen Mann als der höfischen Welt zugehörig ausweist. Das Halseisen, das auf den ersten Blick wie ein Kragen zur Tracht zu gehören scheint und zudem noch wie der Perlenohrring schimmert, wurde zum schmückenden Accessoire uminterpretiert. Auch wenn sich in dem so erreichten eleganten Erscheinungsbild eine gewisse Wertschätzung äußert, machen jedoch die Pose des jungen Mannes, die einen Knicks andeutet, die anbietende Gebärde, mit der der Blumenkorb gehalten wird, und der nach oben gerichtete Blick das ungleiche Machtverhältnis zwischen den Dargestellten unmissverständlich deutlich.