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Asger Jorn (1914-1973)

Lockung,

1960
Material / Technik / Bildträger
Öl auf Hartfaserplatte
Maße des Objekts
56,4 x 59,2 cm
Ausgestellt
Nicht ausgestellt
Gattung
Malerei
Inventarnummer
15536
Erwerb
1999 erworben.
Bestand
Bayerische Staatsgemäldesammlungen - Sammlung Moderne Kunst in der Pinakothek der Moderne München
Zitiervorschlag
Asger Jorn, Lockung, 1960, Bayerische Staatsgemäldesammlungen - Sammlung Moderne Kunst in der Pinakothek der Moderne München, URL: https://www.sammlung.pinakothek.de/de/artwork/bwx03MK4m8 (Zuletzt aktualisiert am 22.03.2024)
Zwischen 1959 und 1962 übermalte Asger Jorn in seiner Serie der so genannten Modifikationen oder Defigurationen typische Salonbilder mit idyllischen Landschaften, röhrenden Hirschen oder sentimentalen Porträts, die er auf Flohmärkten, in Trödelläden oder – wie in diesem Fall – bei Freunden aufgetrieben hatte. Als Grundlage für „Lockung“ dient eine gefällige Voralpenlandschaft des Vaters von Heimrad Prem, Mitglied der Münchener Künstlergruppe SPUR und Freund von Jorn, ein Bild, das ihm die Familie zur Verfügung gestellt hatte. Mit wenigen Pinselstrichen verwandelt Jorn die harmlose Szenerie in eine Märchenwelt, in der Kobolde die Bildfläche dominieren und uns in ihrem Kopf wie in einem Umkehrspiegel den Wald als Verlockung auf dem Tablett servieren. Die Maßstäbe geraten aus den Fugen, das Große wird klein und das Kleine groß. Eine sanfte Untergrundlineatur trifft auf die ruppig-dynamischen Pinselzüge Jorns, Altes wird vereinnahmt, um Neues zu schaffen. Damit verfolgt Jorn eine Doppelstrategie: Seine „Umgeleitete Malerei“, wie er diese Werkgruppe nennt, entwertet das Original in seinem ursprünglichen Zustand und überführt es in eine neue, zeitgemäße Dimension. Die koventionell-kitschige Vorlage wird nicht verworfen, sondern durch Überzeichnung transformiert, eingedenk seiner These: „Die großen Kunstwerke sind nur vollendete Banalitäten.“ Anders als Arnulf Rainer, der in seinen etwa zeitgleich beginnenden Schwarz-Übermalungen Vorlagen anderer Künstler radikal annulliert, versucht Jorn, sie umgekehrt durch seine Eingriffe zu nobilitieren. Beide Ansätze waren experimentell und auf einen begrenzten Zeitraum angelegt. Jorn selbst kam später nicht mehr auf diesen unmittelbaren Dialog zurück, aus dem zwar überzeugende Bilder entstanden sind, der langfristig jedoch keinen größeren Handlungsspielraum enthielt.

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