Andreas Gursky gilt heute als der wohl international erfolgreichste deutsche Fotograf. Seit Anfang der 1990er Jahre entwickelt er in großformatigen farbigen Bildern komplexe Panoramen der heutigen conditio humana. Alltagsmotive, urbane Ansichten, Landschaftsaufnahmen, die globale Waren- und Konsumwelt wie Rockkonzerte oder Sportveranstaltungen sind Ausgangspunkt seiner bis ins Detail sorgfältig konzipierten Fotografien, in denen er aus realistischen Fakten und eigenen Bildvorstellungen mittels digitaler Bearbeitung seine Visionen der Wirklichkeit erschafft. Rhein II ist eine Ansicht des für Deutschland so identitätsstiftenden, von Mythen umgebenen Flusses. Konkret bezieht sich die auf eine Breite von fast vier Metern vergrößerte Darstellung auf eine Stelle des Rheins in der Nähe von Düsseldorf, die aber digital gereinigt wurde. Alle Hinweise auf Menschen oder Ortschaften wurden eliminiert. Der Betrachter sieht den Rhein als fast monochromes Bild aus grau-grünen Farbfeldern, die sich endlos über den Bildrand hinaus weiterdenken ließen. In bleierner Schwere liegt der Rhein vor uns, jeder Zeitlichkeit enthoben, von kristalliner Präsenz und unnahbar zugleich. Gursky wollte ein zeitgemäßes, jenseits jeder Postkartenidylle gültiges Bild des Rheins formulieren, das aber in der Realität nicht anzutreffen war und so der fiktiven Konstruktion bedurfte.