Seit über drei Jahrzehnten bereits stellt der belgische Maler Luc Tuymans die älteste Kunstgattung in Frage und gibt ihr genau damit ihre elementare Bedeutung zurück. Skepsis und Askese prägen seine Malerei, die auf der bewussten Auseinandersetzung mit unterschiedlichsten Bildquellen beruht. In diesem Verständnis wird deutlich, dass Bilder stets aus bereits vorhandenen Bildern entstehen. Tuymans’ Gemälde umkreisen die Bedingungen des Sehens.
„Three Moons“, das auf einer Fotografie basiert, führt eine planetarische Konstellation vor, einen Raum, dessen Ausdehnung und Beschaffenheit nur in der Vorstellung erfasst werden kann. Je länger man das Bild anschaut, desto mehr entzieht es sich jeder Konkretheit. Welches Phänomen ist von welchem abhängig? In einer von gleißendem Licht erfüllten Unschärfe lösen sich jegliche Orientierungsmaßstäbe auf. Monumentales wirkt winzig, Tiefe erscheint flächig, Bedeutungsvolles beiläufig, Zusammenhängendes isoliert. Die Welt verliert sich in ihrem Schatten, Klischee oder Nachbild. Gleichzeitig wird der Betrachter in die Vor-Gegenständlichkeit zurückgeführt, zu den Ursprüngen der Bildentstehung, vor Erschaffung alles Körperhaften.
„Three Moons“ ist eine pure Illusion und im ursprünglichen Sinn des Worts eine Verblendung. Als ein solches Trugbild jedoch wird das Gemälde zur paradoxen Darstellung des Nicht-Darstellbaren und steht für die Unfähigkeit des Menschen zu absoluter Erkenntnis. „Three Moons“ könnte somit als ein Sinnbild der Demut in einer Epoche scheinbar grenzenloser Aufklärung gedeutet werden.