Zwischen 1849 und 1855 besuchte der in Paris tätige Charles-François Daubigny mehrmals die Gegend um Crémieu und Optevoz im ostfranzösischen Département Isère, die seit den 1840er Jahren zahlreiche Landschaftsmaler anzog. Aus dieser Gegend stammen mehr als 20 Motive, die Daubigny in Radierungen und Ölgemälden ausführte. Das bekannteste unter ihnen ist die „Schleuse im Tal von Optevoz“, von der insgesamt acht Versionen existieren. Der Künstler strebte keine idealisierte Darstellung der Landschaft an. Stattdessen gewährt ein sachlich-neutraler Blick den unmittelbaren Zugang zur Natur.
Dargestellt ist die Landschaft bei Optevoz mit einer Schleuse inmitten mächtiger Kalksteinfelsen. Die allmählich lichter werdenden Bäume mit ihren braunen Blättern, die kahlen Sträucher und die nachlassende Farbintensität des Grases lassen auf einen Tag im Herbst schließen. Die Schleuse ist geöffnet und das Wasser fließt schäumend über eine Stufe in den Teich. Die menschenleere, karge Landschaft gibt der Künstler mit einem pastosen Farbauftrag wieder.
Das Gemälde galt lange Zeit als ein Werk Gustave Courbets, dessen Signatur auf dem Bild zu sehen war. Nach der Entdeckung einer Signatur Daubignys auf einer tieferliegenden Bildschicht wurde eine gemeinsame Arbeit Courbets und Daubignys angenommen. Neuere kunsttechnologische Untersuchungen ergaben jedoch, dass die Signatur Courbets erst nach dessen Tod im Zuge einer Übermalung von fremder Hand aufgebracht wurde. Bei der anschließenden Restaurierung wurde diese Übermalung abgenommen und das Gemälde Daubignys in seiner ursprünglichen Farbigkeit freigelegt.