Die beiden Dreiergruppen der „Mädchen unter Bäumen“ sind ohne jede mythologische Anspielung in einer alltäglichen Gegenwart dargestellt. Dieser Alltag erscheint durch Mackes Farbenpracht allerdings stets zu heiterer Festlichkeit verklärt. Malerei als Fest für die Augen, motivisch angesiedelt in den Lebensformen unmittelbarer Gegenwart, das ist der Grundzug von Mackes geradezu arkadischer Malerei. Solch farbblühende Diesseitigkeit macht die Sonder stellung Mackes im Kreis des Blauen Reiter aus und ist ohne das Vorbild Robert Delaunays nicht zu denken. Delaunays Theorie farblicher Simultankontraste war für Macke wegweisend. Wie eine abstrakte Demonstrationsfigur hierzu wirkt in unserem Bild auf dem Brunnenrand ganz rechts der Krug aus kontrastierenden Farbscheiben. Mehr als alle Theorie zog Macke jedoch die „lebendige Farbigkeit“ Delaunays an, die er im Brief an Franz Marc 1913 gegen die ihm zunehmend beliebig erscheinende „Farbfleckenkompositionen“ Wassily Kandinskys ausspielt: „Mein malerischer Zustand ist der, dass Kandinsky für mich sanft entschlafen ist, in dem die Bude von Delaunay daneben aufgeschlagen war und
indem man darin so recht sehen konnte, was lebendige Farbe ist […].“ Dem Streben
nach dem Geistigen in der Kunst stand Macke im Freundeskreis des Blauen
Reiter skeptisch gegenüber. Hingegen hat er sich über Delaunays Großstadtbilder wie „Die Mannschaft von Cardiff“ – von Marc als bloßer Impressionismus und reine Augenblickskunst getadelt – mit großer Zustimmung geäußert. Mackes Darstellungen urbaner Geselligkeit im Park oder im Tiergarten wie „Mädchen unter Bäumen“, beim Einkaufsbummel oder im Zirkus, erscheinen als Verklärung der zuweilen hektisch auftrumpfenden Metropolenkunst Delaunays ins Harmonische, als Verwandlungen der Welt in einen blühenden Garten. Vor der Aktion „Entartete Kunst“ befand sich das Werk in der Nationalgalerie Berlin.