Komposition und Format dieses ganz von der virtuosen Landschaftsschilderung beherrschten Andachtsbilds legen nahe, dass es sich um ein sogenanntes Quadro da Portego handelt: ein Gemälde, das ursprünglich den langgestreckten Festsaal eines venezianischen Palazzo zierte. Im Vordergrund haben sich biblische Figuren und Heilige zu einer Sacra Conversazione zusammengefunden: Maria in andächtiger Betrachtung ihres Kindes, Johannes der Täufer als Knabe und der heilige Eremit Antonius Abbas, erkennbar an seiner Mönchskutte mit Stab und Glocke. Der besondere Reiz der Bilderfindung liegt darin, dass sie das sakrale Sujet mit arkadischen Motiven der zu dieser Zeit in Venedig besonders beliebten Hirtendichtung verbindet – so gesellt sich im Vordergrund ein Hirtenjunge mit Flöte als neugieriger Betrachter zum gleichaltrigen Johannesknaben und seinem Lamm. Die kühnen Fantasiegebilde der steilen Felsformationen am Horizont hingegen sind von Werken niederländischer Maler inspiriert, die man in venezianischen Palazzi sammelte und schätzte.