Das monumentale Gemälde „Kalimuna“ zitiert Gesellschaftspanoramen des Barockzeitalters ebenso wie Historienbilder des 19. Jahrhunderts. Auch das sozialistische Wand- und Propagandabild des 20. Jahrhunderts wird vor dem inneren Auge aufgerufen. Doch im Unterschied zu den von festlichem Stolz oder agitatorischem Pathos erfüllten Vorläufern kommen in Neo Rauchs Werk Entrücktheit und Verunsicherung zum Ausdruck. Sie lassen das Bildpersonal wie betäubt erscheinen, selbst wenn es der alltäglichen Arbeit nachgeht oder Fest- und Gedenkritualen folgt. “Kalimuna“ scheint die Erfahrungen festzuhalten, die der in der DDR aufgewachsene Rauch mit den wirtschaftlichen und sozialen Veränderungen in Deutschland seit 1989 gemacht hat. Der Konflikt zwischen Individuum und Gesellschaft und eine widersprüchliche Beziehung von Natur und Zivilisation stehen paradigmatisch im Zentrum des Bildes.