Die Künstlerin stellt sich in ihrem berühmtesten und wohl auch anspruchsvollsten Selbstbildnis bewusst in die römische Tradition der Porträts von Raffael und der Sibyllendarstellungen des Domenichino. Distanziert und kritisch, sich abgrenzend durch Reißfeder und Zeichenmappe, blickt sie forschend zum Betrachter. Die Haare sind aufgetürmt, mit einem Turban umwunden und auch in der Kostümdarstellung greift die Künstlerin auf die römischen Vorbilder zurück, die sie bereits vorher mehrfach studiert und umgesetzt hatte. Angelika Kauffmann lebte zum Zeitpunkt des Entstehens des Porträts schon seit geraumer Zeit in Rom und gibt sich im Alter von über vierzig Jahren betont jugendlich wieder.
Als Malerin gehörte sie zu den Ausnahmeerscheinungen im Rom des ausgehenden 18. Jahrhundert mit ihren weit verzweigten internationalen Verbindungen und einem großen Freundeskreis. Das Bild entstand im Auftrag des Grafen Franz Laktanz Firmian (1712-1786) aus Salzburg. Dieser hatte es für seine Sammlung von Künstlerbildnissen in Schloss Leopoldskron bestimmt, die aber schon bald nach seinem Tod 1786 aufgelöst wurde. Es gelangte dann in den Besitz des Münchner Hofjuweliers Trautmann und wurde mit fünf weiteren Künstlerporträts von König Ludwig I. erworben.