Zirkus (Zirkusreiterin)
Ernst Ludwig Kirchner (1880-1938)

Zirkus (Zirkusreiterin),

1913
Material / Technik / Bildträger
Leinwand
Maße des Objekts
119,8 x 99,8 cm
Ausgestellt
Nicht ausgestellt
Gattung
Malerei
Inventarnummer
14715
Erwerb
1982 als Ankauf von Roman Norbert Ketterer, Campione d´Italia/Lugano, erworben
Bestand
Bayerische Staatsgemäldesammlungen - Sammlung Moderne Kunst in der Pinakothek der Moderne München
Zitiervorschlag
Ernst Ludwig Kirchner, Zirkus (Zirkusreiterin), 1913, Bayerische Staatsgemäldesammlungen - Sammlung Moderne Kunst in der Pinakothek der Moderne München, URL: https://www.sammlung.pinakothek.de/de/artwork/ZKGPb8yxgA (Zuletzt aktualisiert am 07.11.2024)
In den Themen Varieté und Zirkus spiegelt sich die Konfliktsituation des spätbürgerlichen Bohemien und gebildeten Künstlers: Die Inszenierung von Abenteuer, unverfälschtem Leben, Kraft und Aggressivität ist Konsequenz eines ausgeklügelten Dressurakts. Hier ist der vermeintliche Freiraum des Großstädters, der sich das Abenteuer mit einer Eintrittskarte erkauft, um es aus gesicherter Distanz zu betrachten, statt es zu suchen und selbst direkt zu erleben. „Cirkus“ spiegelt somit deutlich die Bewunderung des Künstlers für eine exotisch fremde Gegenwelt, die ihm jedoch auch zum Gleichnis der eigenen Situation wird. Grundlage für Kirchners Komposition war offensichtlich Georges Seurats Bild „Der Zirkus“ von 1891 (Musée d’Orsay, Paris), das er jedoch stark uminterpretierte. Die dekorative Wirkung bei Seurat weicht einer beunruhigenden Stimmung, die durch Kirchners für diese Zeit typischen, nervösen, an den Gegenstandsrändern splittrigen Pinselduktus, durch die Beschränkung der Palette auf Schwarz, Grau-Grün und Rot und schließlich durch die Konfrontation von zwei unterschiedlichen Perspektiven er zeugt wird. Während die beiden akklamierenden „Anheizer“ in Clowns kos tümen und die drei rot livrierten Männer am Zirkuseingang fast frontal gesehen sind, erscheinen Manege und schwarz gekleidetes Publikum in extremer Aufsicht, wodurch der Eindruck entsteht, die Zuschauer würden nicht das spannende Geschehen in der Manege verfolgen, sondern blicklos nach unten starren. Pferd und Reiterin nehmen beide Perspektiven auf und wirken dadurch zugleich überproportioniert und verzerrt. Publikum, Pferd und Reiterin verbindet nicht mehr die spannungsreiche Atmosphäre des Zirkusgeschehens, sie spielen einen isolierten Part – dort die anonyme, gesichtslose Menge, hier die für sich agierende Akrobatin, verbunden untereinander nur durch die Künstlichkeit der Beleuchtung und eine aggressive Farbigkeit.

Seit 1999 forscht das Referat Provenienzforschung zur Herkunft aller Kunstwerke der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen, die vor 1945 entstanden sind und die seit 1933 erworben wurden. Grundlage für diese Forschung bilden die „Washingtoner Erklärung“ von 1998 sowie die daran anschließende sogenannte „Gemeinsame Erklärung“ von 1999.

Die Provenienz-Angaben basieren auf den systematischen Erstchecks und orientierten sich am Leitfaden zur Standardisierung von Provenienz-Angaben des Arbeitskreis Provenienzforschung e.V. Provenienzangaben werden zeitnah aktualisiert, wenn neue Quellen oder Erkenntnisse zu den hier veröffentlichten Werken bekannt werden.

Weitere Informationen zu den Provenienzangaben finden Sie in der Präambel.

Für Rückfragen und Hinweise erreichen Sie uns unter provenienz@pinakothek.de

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Frédéric Bauer (1883 - 1957), Davos, erworben vom Künstler
1923 - 1952
Neue Kunst Etablissement, Vaduz
o.D. - o.D.
Roman Norbert Ketterer (1911 - 2002), Stuttgart/Lugano, wohl von Bauer erworben, seit 1979 als Dauerleihgabe in den Bayerischen Staatsgemäldesammlungen
1953 - 26.01.1982
Bayerische Staatsgemäldesammlungen, München, erworben von Roman N. Ketterer, Stuttgart und Lugano (Kultusministerielle Entschließung Nr. IV/2-7/80322 vom 10.8.1979)
seit 26.01.1982

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