Zwar stark dem Gegenständlichen verpflichtet, unterscheidet sich dieses Gemälde dennoch durch die besondere Relevanz der Farbe deutlich von den gleichzeitigen,
rein kubistischen Arbeiten von Pablo Picasso und Georges Braque. In erster Linie ist das Bild nicht aus Formen, sondern aus Farben zusammengesetzt. Delaunay entwickelte die systematischen Farbstudien von Paul Signac und Georges Seurat weiter und kam so schließlich zu abstrakten Kompositionen aus sich überlagernden Farbflächen, mit denen er Dynamik ausdrücken wollte. Motivisch versammelt dieses Bild das für Delaunay typische Gegenstandsrepertoire, mit dem er sich bewusst als Zeitgenosse einer modernen, Wissenschaft und Technik verschriebenen Großstadtgesellschaft ausweist: Rugby-Mannschaft und Riesenrad, Doppeldecker und Eiffelturm verbinden sich zu einem optimistischen, fortschrittsgläubigen Gesamtbild, dessen Prophet und eigentlicher Darsteller der Künstler selbst ist. In einer von Reproduktionsmedien geprägten Bildwiedergabe und Wahrnehmung wird hier nochmals der Versuch unternommen, die darüber hinausweisende Größe und Eigenständigkeit des Künstlers zu behaupten. Ging es Picasso und Braque um den Nachweis der Autonomie der Kunst, so ging es Delaunay um die des Künstlers. Der Dichter und Interpret der Avantgarde, Guillaume Apollinaire, charakterisierte 1912 die se Sonderform des Kubismus, die sein Freund Robert Delaunay entwickelte, mit der Bezeichnung Orphismus. In Anspielung auf Orpheus, den sagenhaften Sänger der griechischen Antike, wollte Apollinaire damit das Musikalische und Lyrische andeuten, das er in der Malerei Delaunays verwirklicht sah, die in letzter Konsequenz den Intentionen der Kubisten zuwiderlief. Delaunays Ziel war es, eine „reine“, ganz aus der Farbe entwickelte Malerei zu schaffen, die auf die Gegenstände verzichten, also vollkommen abstrakt sein konnte.