Bis in die späten fünfziger Jahre antwortete die Kunst auf die sich etablierende Konsum- und Massengesellschaft weitgehend durch eine abstrakte, von einer existenzialistischen Grundhaltung geprägte Malerei: in Europa durch Tachismus und Informel, in Amerika durch den Abstrakten Expressionismus. Sigmar Polke, der in den frühen sechziger Jahren wie Gerhard Richter an der Düsseldorfer Akademie studierte, vollzog in dieser Zeit einen Richtungs wechsel. Mit parodistischem Hintersinn kommentierte er die im Kontext gegensätzlicher Gesellschaftsmodelle in Ost und West entstandenen populären Kunst strömungen und zog aus Sozialistischem Realismus und Pop Art eine Konklusion, in der Konsumaffirmation und -kritik eigentümlich verschränkt sind. Im „Doppel porträt
Fabiola“ ist ein Bildnis der belgischen Königin zweimal im gleichen Format, auf demselben Bildgrund und von demselben Maler reproduziert – doch die Ausführung der beiden Porträts ist deutlich verschieden. Übereinander gestellt zeigen sich ein unvollendet und ein abgeschlossen wirkendes Bild, ein farbiges und ein schwarz-weißes, eine unbeholfen gemalte Frau Jedermann und das plakativ in Szene gesetzte Konterfei einer Frau, die auch Filmstar sein könnte. Zwischen
diesen Polen wird das Moment der medialen Verwandlung zum unterschwelligen Thema des Bildes, wodurch die Frage nach den grundsätzlichen Bedingungen und Aufgaben der Malerei in den Blickpunkt rückt. Soll der Maler das Gesicht oder die Maske zeigen, soll er ein realistisches Bild herstellen, ein idealisiertes Antlitz auslöschen oder umgekehrt? Polke löst diese Fragen nicht,
sondern gibt sie an den Betrachter weiter. Dieser wird – ähnlich wie vor Andy Warhols Siebdrucken, in denen das Gesicht von Schauspielerinnen wie Liz Taylor oder Marilyn Monroe mehrfach reproduziert ist – zum aktiven Teilnehmer an einem Diskurs über die Kraft der Bilder in der Kunst und im Kopf.