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Geraldine Frisch (*1968)

Die Heimat versprechen,

2016
Material / Technik / Bildträger
Chromogener Abzug
Maße des Objekts
79,5 x 110 cm
Ausgestellt
Nicht ausgestellt
Gattung
Fotografie
Inventarnummer
KM 2597
Erwerb
2017 als Programmankauf erworben
Bestand
Bayerische Staatsgemäldesammlungen - Sammlung Moderne Kunst in der Pinakothek der Moderne München
Zitiervorschlag
Geraldine Frisch, Die Heimat versprechen, 2016, Bayerische Staatsgemäldesammlungen - Sammlung Moderne Kunst in der Pinakothek der Moderne München, URL: https://www.sammlung.pinakothek.de/de/artwork/01G1kYvxkE (Zuletzt aktualisiert am 15.05.2024)
Was ist hier genau passiert? Eine unmittelbare Antwort auf diese Frage stellt sich beim ersten Blick auf Geraldine Frischs Fotografien jedoch nicht ein. In ihrer Praxis jongliert die Architektin und Künstlerin eindrucksvoll mit den Dimensionen Fläche, Raum und Zeit. Und obwohl ihre Werktitel auf konkrete Themen zu verweisen scheinen, verschwimmt deren Bedeutung selbst bei längerer Bildbetrachtung: So wird in ihrer Arbeit unter dem Titel "Von dem Gegenüber" das Diktat eines zentralperspektivisch ausgerichteten Horizontes bewusst untergraben. Eben dieses Fehlen einer klaren Horizontlinie rückt alles Abgebildete in einen fast schon grafisch anmutenden Fokus. Von 2015 bis 2016 fotografierte die Künstlerin eine stillgelegte Fabrikanlage unmittelbar vor deren Abriss. Die Proportionen der Motive zueinander verstärken den zweidimensionalen Eindruck zusätzlich, wodurch die Fotografie beinahe diffus fotogrammatisch in Erscheinung tritt. Die Sicht in eine ungewisse Ferne gerichtet, erscheint auch die Ineinanderführung von Himmel und Wasser in Frischs Aufnahme "Die Heimat versprechen" zunächst buchstäblich distanz- und perspektivlos. Dieser irritierende Blick ins scheinbar Unendliche, den uns die Künstlerin anbietet, kann aber auch als eine Reflexion auf ihre eigene Vergangenheit gelesen werden: Regelrecht auf den Kopf gestellt, sinniert die Künstlerin mittels einer gekippten Perspektive damit nicht nur über ihre eigene Biografie als zwangsausgesiedelte Banater Schwäbin, sondern auch über das Schicksal einer deutschsprachigen Minderheit im südöstlichen Europa, der einst eine neue Heimat außerhalb Deutschlands versprochen wurde. Statt ihre Fotografien als dokumentarische Indizien zu präsentieren, verhandelt die Künstlerin in ihnen bis heute hoch aktuelle Themen, wie etwa Verwurzelung oder die Verschiebung von Grenzen im Zuge politischer Umwälzungen.

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