Mina, die junge Frau des Münchner Bildhauers und Architekten Lorenz Gedon (1843-1883), stand dem Künstler als Schwangere Modell. Das mädchenhafte Gesicht hat etwas wissend Erwartendes. In zarter Helligkeit liegen die Hände über das um eine schwache Tonnuance dunklere Kleid gebreitet. Die ganze Persönlichkeit ist in die intimen Schatten eines nicht näher definierten Grundes eingebettet. Ein junger, doch schon vollkommen reifer Künstler hat hier differenzierteste malerische und psychologische Mittel zu wechselseitiger Steigerung verbunden. Das Werk behauptet sich neben Rubens, Velazquez und Frans Hals ebenso selbstverständlich wie neben bedeutenden Schöpfungen von Leibls Zeitgenossen Gustave Courbet und Edouard Manet.
Auf der 1. internationalen Kunstausstellung München 1869 hatte das Bild beim Publikum nur mäßigen Erfolg, während es von fortschrittlichen Künstlern, vor allem von dem französischen Mitaussteller Gustave Courbet als Höhepunkt der Veranstaltung gewertet wurde. Ende 1869 ging Leibl nach Paris, wo er die "Frau Gedon" im Salon von 1870 ausstellte. Das Bild wurde von der französischen Kritik begeistert aufgenommen, und Leibl erhielt die 1. Goldmedaille, die ihm 1869 in München vorenthalten worden war.
Nach seiner Rückkehr nach München plante er die Ausführung eines neuen Gedon-Bildnisses, das jedoch nie zustande kam.