Das Porträt stellt nach Auskunft des letzten Besitzers, eines Monsieur Pochelon aus Lausanne, dessen Vorfahr dar. Das zugehörige, derzeit deponierte Gegenstück lässt darauf schließen, dass der dort abgebildete Herr selbst Maler war und »N. Châtelain« hieß, wie auf einem Blatt der Zeichenmappe zu lesen steht. Eine gewisse Ähnlichkeit mit dem hier gezeigten Pendant könnte den Schluss zulassen, dass es sich um zwei Brüder handelt. In der Auffassung entspricht das Landschaftsporträt ebenso dem englischen Bildnistypus wie auch dem französischen Gesellschaftsporträt der Zeit. Beide Bilder müssen in Holland gemalt worden sein, wo Tischbein sich entsprechend den Datierungen sowohl 1791 wie auch 1794 aufhielt.
Das Musée Cantonal des Beaux-Arts, Lausanne, besitzt ein Porträt des Nicolas Châtelain, das, nun 1790 datiert, angeblich von Johann Heinrich Wilhelm Tischbein stammen soll, dem so genannten Goethe-Tischbein (Inv. Nr. 1155). Die Ähnlichkeit der Gesichtszüge und der schlanken Kopfform sollte die Identität der beiden Dargestellten zulassen. Nicolas Châtelain (1769–1856) war aus Rotterdam gebürtig und emigrierte 1787 in die Schweiz, um sich vor den revolutionären Wirren in Holland in Sicherheit zu bringen. Offensichtlich sehr vermögend, war er oft auf Reisen, besonders in Italien, und betätigte sich als Schriftsteller.