Helene von Nostitz-Wallwitz (1878–1944), eine Nichte Hindenburgs, war durch ihre Herkunft und die Ehe mit dem Diplomaten Alfred von Nostitz für ein offizielles, repräsentatives Leben bestimmt. Ihre Salons in Dresden, Berlin, Wien und in anderen Städten waren berühmt auf Grund einer ausgeprägten musischen Begabung dieser »grande dame« des alten Europa. Zeugnis dafür sind auch die Bekanntschaft mit Rodin und das Bildnis, das der Künstler von ihr geschaffen hat. Mit dem Buch »Rodin in Gesprächen und Briefen« hat Helene von Nostitz dieser Beziehung ein Denkmal gesetzt. Während ihrer Begegnung schuf Rodin mehrere Zeichnungen und auch kleine Bildnisse in verschiedenen Materialien. Einen engeren Zusammenhang mit der Marmorbüste lassen kleine Studien in Gips erkennen, deren Besonderheit darin liegt, dass sie der Künstler im Nachhinein noch zusätzlich in flüssigen Gips getaucht hat (u. a. Inv. Nr. B 903). Hier finden sich die weichen, ineinander fließenden Formen und der verschwebende Charakter der Marmorfassung von 1907 vorgebildet, durch die die Dargestellte etwas von der flüchtigen Erscheinung eines Traumes bekommt. Diese Eigentümlichkeit, die für Werke Rodins jener Zeit charakteristisch ist, lässt deutlich seinen Anteil an Symbolismus und Art nouveau erkennen. Gleichwohl dürften in das Bildnis auch Anregungen eingegangen sein, die Rodin von Werken der Florentiner Quattrocentoplastik empfangen hat.