Kindergarten Antonio Sant' Elia, 1932,

Diese Videoarbeit zeigt eine Gruppe uniform gekleideter Kinder zwischen zwei jungen, vermutlich gerade erst gepflanzten Bäumen. Die Sonne scheint tief zu stehen und wirft lange Schatten auf die penibel angelegte Rasenfläche und die sorgsam ausgerichteten Pflastersteine. Jedoch bewegen sich die Kinder nicht – lediglich die Baumkronen sind von einem leichten Rauschen belebt. Vorlage für diese Arbeit war eine Schwarz-Weiß-Fotografie aus den 1930ern Jahren. Sie wurde anlässlich der Eröffnung des neuen Kindergartens Antonio SantʼElia in Como (Italien) aufgenommen und zeigt eine Anlage, die von dem Architekten Giuseppe Terragni nach den Idealvorstellungen des faschistischen Rationalismus errichtet worden war. Dessen Strenge der Anordnung wird von dem Künstler David Claerbout gezielt durchbrochen. Mittels Intervention fügt er den im Originalbild unbelaubten Bäumen animierte Blätter hinzu, die sich im Video leicht regen. Es hat den Anschein, als sei der für Fotografien grundsätzlich typische zeitliche Stillstand aufgehoben und in Bewegung versetzt. Die Kinder verharren jedoch weiterhin erstarrt mitten im Spiel. Als künstlerisches Ergebnis entsteht dadurch eine Art Bilderrätsel, das zwar die Statik der Fotografie verlässt, sich aber nicht in Gänze zu einem erzählerischen Video entwickelt. Es handelt sich vielmehr um ein Zwischenbild, in dem sich die zeitlichen Ebenen von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zu einem ruhigen wie beunruhigenden Szenario verdichten.