Seit 1973 nimmt die Auseinandersetzung mit dem amerikanischen Alltagsleben den zentralen Stellenwert in Shores fotografischer Arbeit ein. Er wechselt von der Kleinbildkamera auf eine 8 x 10 inch Großbildkamera und stellt Kontaktabzüge seiner Aufnahmen her. Inspiriert durch die topografische Fotografie des 19. Jahrhunderts wie die Arbeiten des Franzosen Eugène Atget zeichnen sich diese 1:1 Kopien des Farbnegativs durch größtmögliche Schärfe, technische Präzision und Detailreichtum aus. Wie in seiner ersten Serie American Surfaces sind es die beiläufigen, scheinbar nicht bildwürdigen Motive, die seine Aufmerksamkeit fesseln. Durch den gezielten Einsatz natürlichen Tageslichts gelingt es ihm, die Farbwerte des Colorfilms zu steigern und brillante Kompositionen von großer Dichte zu schaffen. In Shores Bildfindungen verschränken sich Vergangenheit und Gegenwart, Landschaft und urbane Siedlungsformen, das Gewöhnliche und das Besondere zu einer Ansicht Amerikas, die aus heutiger Sicht bereits historische Momente in sich birgt. 1975 werden zwanzig dieser Arbeiten in der wegweisenden Ausstellung New Topographics gezeigt, 1982 veröffentlicht Shore seinen heute legendär gewordenen Bildband Uncommon Places.