Mit seinen sinnlichen Darstellungen schöner Frauen schuf Tizian zahlreiche Variationen eines in Venedig verbreiteten Bildtypus’ erotischer Malerei. Bei den sogenannten belle donne handelt es sich um Idealbildnisse, die zumeist symbolisch aufgeladen sind. Hier kennzeichnete der Spiegel die junge Frau zunächst als Allegorie der Klugheit oder des Hochmuts. Erst Jahre später ergänzte wohl Tizian selbst die Gegenstände im Spiegel und die erloschene Kerze. Mit diesen Hinweisen auf die Flüchtigkeit alles Irdischen verwandelte er die Schönheit in eine Vanitas.