Zwischen 1838 und 1850 malte Carl Rottmann im Auftrag von König Ludwig I. von Bayern 23 monumentale Ansichten aus Griechenland. Es ist ein umfassender Bilderbogen, der sich von Athen und Korinth über Mykene und Olympia bis zu Sparta und Marathon spannt. Konzipiert als monumentale Vergegenwärtigung der berühmten Städte und Landschaften Griechenlands steht dieser Zyklus an der Schwelle zwischen der traditionellen Kunstauffassung des Idealismus und einer aus der Naturbeobachtung gewonnen Wiedergabe des Landschaftseindrucks in historischer Perspektive.
Rottmann rekonstruierte kein idyllisches Arkadien, sondern stellte die durch Mythos und Geschichte berühmten Stätten so dar, wie er sie während einer Reise durch das Land in den Jahren 1834/35 kennen gelernt hatte: als teils vereinsamte, teils verwüstete Landschaften, die ihre Spannung aus der Differenz zwischen großer Vergangenheit und ernüchternder Gegenwart bezogen. Über das Ganze breitet sich ein Zug dunkler Melancholie, die der Begrenztheit menschlichen Handelns vor den Kräften der Natur sinnfällig Ausdruck verleiht.
Rottmann hat die Landschaften auf große, transportable Mörtelplatten gemalt. Nach verschiedenen Überlegungen zur öffentlichkeitswirksamen Aufstellung fanden die 23 Gemälde schließlich ihren Platz in der 1853 eröffneten Neuen Pinakothek. Dort war Rottmanns Griechenland-Zyklus Abschluss und Höhepunkt des Rundgangs bis zur Zerstörung des Gebäudes im Zweiten Weltkrieg. Ein von Rottmanns Reisebegleiter Ludwig Lange verfasster Führer gab den Besuchern Hinweise zum Verständnis der einzelnen Darstellungen. Infolge der Kriegseinwirkungen wurde der Zyklus teilweise schwer beschädigt und in den vergangenen Jahrzehnten restauriert. Seit 2003 sind 14 Tafeln in diesem eigens dafür umgebauten Saal ausgestellt.