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Johan Grimonprez (*1962)

DIAL H-I-S-T-O-R-Y,

1997
Material / Technik / Bildträger
1-Kanal-Video, Farbe/Schwarz-Weiß, Ton, 010800
Maße des Objekts
Ausgestellt
Nicht ausgestellt
Gattung
Medienkunst
Inventarnummer
GV 129
Erwerb
2001 von PIN. Freunde der Pinakothek der Moderne (Galerie-Verein)
Bestand
Bayerische Staatsgemäldesammlungen - Sammlung Moderne Kunst in der Pinakothek der Moderne München
Zitiervorschlag
Johan Grimonprez, DIAL H-I-S-T-O-R-Y, 1997, Bayerische Staatsgemäldesammlungen - Sammlung Moderne Kunst in der Pinakothek der Moderne München, URL: https://www.sammlung.pinakothek.de/de/artwork/ma4d6pZLrO (Zuletzt aktualisiert am 19.06.2023)
„Dial H-I-S-T-O-R-Y“ kombiniert die Geschichte der Flugzeugentführungen mit der Geschichte der Nachrichtenmedien und führt vor, dass die Darstellung von Geschichte eng mit der Geschichte ihrer medialen Vermittlung verbunden ist. In der Verschränkung unterschiedlichster Found-Footage-Elemente schafft der belgische Künstler Johan Grimonprez eine komplexe Collage aus Bild-, Text-, Sprach- und Sound-Elementen, die den ursprünglichen Kontext der Einzelmotive zurücktreten lässt. Beherrschend ist der Gesamteindruck einer überwältigenden Bilderzählung. Das Flugzeug versteht der Künstler als eine Metapher für die Geschichtserfahrung durch die Vermittlung des Fernsehens als grenzüberschreitend und multiperspektivisch. „Skyjacking“, Politik und Werbung werden als parallele Strategien vorgeführt, Kontrolle über Geschichte auszuüben. Raffiniert jongliert der Künstler mit Ebenen differenter Bildwahrheiten – Dokument, Simulation, Spiel und Trick – und verklammert deren Wirkungsweisen. Als Kind der ersten Fernsehgeneration setzt Grimonprez dabei den Totalitätsanspruch der massenmedialen Bilder nicht außer Kraft, sondern instrumentiert ihn neu. Aus dem postmodern-dekonstruktiven „Zersplitterungsmodell Geschichte“ entwickelt sich ein neuer, Einheit vermittelnder Zugang zur Historie. Der Film zeigt gleichermaßen, dass Geschichte nicht mehr als ein geschlossenes Gefäß rezipiert werden kann, dessen Inhalt vom Künstler steuerbar ist oder von einem einzigen Adressatenstandpunkt aus betrachtet werden kann. Die eigentümliche Zeitstruktur des Films zwingt zum Denken in parallelen Geschichten. Geschichte wird als ein dehnbarer Begriff erfahrbar, als eine flexible und manipulierbare Größe.

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